Jetzt sind es nur noch ein paar Wochen bis mein neues Buch “Die Pappmaché-Werkstatt” erscheint! Es ist prall gefüllt mit vielen kleinen, schönen Projekten, für die man keine riesigen Mengen Teig benötigt. Man soll sofort loslegen können ohne all zu großen Aufwand! Aber natürlich gehört in ein Buch über Pappmaché auch die Technik, wie man größere Objekte oder eine ganze Skulptur aus Papier-Modelliermasse herstellt! Dazu gibt es ein Kapitel im Erklärteil mit allen grundlegenden Besonderheiten, die dabei zu beachten sind. Wie ich die große Weinbergschnecke gemacht habe, die ich im Buch als Beispiel zeige, möchte ich in diesem Blogartikel ganz ausführlich erklären.
Zunächst brauchst du ein Grundgerüst, auf das die Papiermasse aufgetragen wird. Dafür eignet sich besonders gut eine Grundplatte aus Holz, an der Kaninchendraht festgetackert wird. Der Kaninchendraht ist frei formbar – das ist hierbei sehr praktisch. Höhere Stellen sollten zusätzlich mit Holz stabilisiert werden, damit der Kaninchendraht auch Halt hat. Zusätzlich kann der Korpus aus Kaninchendraht fest mit Zeitungspapier ausgestopft werden – auch das hält ihn in Form.
Du brauchst für das Grundgerüst:
- großes Papier und Stift
- Bild einer Weinbergschnecke (zum Beispiel im Internet)
- ein Holzbrett
- Stichsäge
- Holzreste
- Holzleim
- Kaninchendraht
- Seitenschneider
- Handschuhe
- Tacker
- viel zerknülltes Zeitungspapier
Und so geht es:
Stelle dir zunächst vor, welche Form die “Sohle” einer Weinbergschnecke hat und zeichne dir eine Schablone davon auf ein großes Stück Papier (z.B. eine Zeitung). Diese Form überträgst du dann auf ein Brett und sägst sie mit der Stichsäge aus. Hilfreich ist bei dem ganzen Gestaltungsprozess ist, immer wieder ein Bild von einer Häuschenschnecke anzuschauen.
Dort, wo das Schneckenhaus sitzt oder andere höhere Stellen sind, ist es ratsam, aus Holzresten zusätzliche Stützsäulen aus Holz aufzustellen. Ich habe sie mit Holzleim am Fuß der Schnecke befestigt.
Den Kopf der Schnecke habe ich aus zerknülltem und zurechtgedrücktem Zeitungspapier und Malerkrepp grob vorgeformt. Dann legst du den Drahtzaun darüber und tackerst ihn an der Grundplatte fest. Am besten ziehst du bei der Arbeit mit dem Drahtzaun Handschuhe an. Der Kaninchendraht wird dabei mit dem Seitenschneider in passende Stücke geschnitten. Alles, was noch nicht mit Papier ausgefüllt ist, wird fest mit Zeitungspapier ausgestopft. Dann geht es mit dem Haus weiter. Wieder solltest du hierfür ein Bild von einer Weinbergschnecke genau studieren: wie groß ist das Haus im Verhältnis zum Körper? An welcher Stelle sitzt es? Wie sitzt es am Körper und wo ragt es über? Aus dem Kaninchendraht wird zwar erst einmal nur die grobe Form hergestellt, aber dass diese stimmig ist, ist schon wichtig.
Wieder wird das Haus mit Zeitungspapier grob aufgebaut und mit dem Drahtzaun umkleidet. Kaninchendrahtstücke können ganz einfach aneinander befestigt werden: einfach den Draht am Rand in den Maschen des darunterliegenden Zaunstücks befestigen.
So arbeitest du dich von vorn nach hinten. Wenn die Schnecke fast fertig geformt ist, stopfst du sie noch fertig aus und tackerst dann den letzten Rand fest.
Das brauchst du zum Fertigmodellieren:
- Blumendraht
- Malerkrepp
- angerührter Tapetenkleister, großer Pinsel
- mehrere Portionen Pappmachéteig – ein Rezept dafür findest du hier (stelle am Anfang zunächst ein 4faches Rezept Teig nach dem Grundrezept her und produziere nach und nach immer wieder etwas nach)
- Zeitungspapier
- weiße Wandfarbe oder Gesso
- Pinsel
- Acrylfarben in Weiß, Braun, Ocker
Und so geht es:
Mit dem Blumendraht stellst du vier Fühler her (wieder am Foto einer Schnecke orientieren!), die du vorn im Drahtgeflecht verankerst. Du bekommst sie stabil und standfest, indem du sie mit Malerkrepp umwickelst.
Nun verkleidest du die gesamte Schnecke überlappend mit großen Zeitungspapierstücken, die du mit komplett mit Kleister bepinselt hast. Trocknen lassen. Und jetzt kommt der Pappmaché-Teig ins Spiel. Trage nach und nach eine ca. 1-2 cm dicke Schicht Teig auf. Ich habe ein Messer benutzt, um die Schicht glatt zu streichen. Produziere immer wieder so viel Papierteig nach, wie du benötigst.
Der Körper der Schnecke sieht jetzt schon ganz gut aus – aber das Haus gleicht noch mehr einer Kugel als einem Schneckenhaus. Das macht aber gar nichts! Denn die Feinarbeit beginnt erst, wenn die erste Schicht gründlich durchgetrocknet ist. Dafür habe ich die Schnecke in die Sonne gelegt und immer wieder gewendet. Bekomme keinen Schrecken, wenn dabei Risse auftreten! Du kannst sie später mit etwas frischen Papierteig ausfüllen und sie werden wieder unsichtbar.
Schaue dir jetzt noch einmal ein Foto von einer Weinbergschnecke genau an: Wie sieht die Öffnung des Häuschens aus? Meist hat sie einen besonders dicken Wulst. In welche Richtung ist die Spitze der Wendeltreppe geneigt? In welche Richtung dreht sie sich? Wie groß sind die ersten Rundungen und wie stark verkleinern sie sich in jeder Runde? Ich hatte auch ein leeres Weinbergschneckenhäuschen, das ich mir von allen Seiten angesehen habe. Auch das ist sehr nützlich. Wenn du die Fragen alle geklärt hast und in deinem Kopf ein Bild davon hast, wie die Schnecke aussehen soll, kannst du beginnen, Schicht für Schicht die Wendelungen des Häuschens aufzubauen. Beginne am höchsten Punkt. Arbeite dich rundherum immer weiter nach unten vor. Ein Modellierwerkzeug ist dabei hilfreich. Lass die Schichten zwischendurch immer wieder trocknen bevor du eine neue aufträgst.
Ritze nun auch das typische Rillenmuster ein. Die Rillen werden immer größer und gröber, je breiter die Rundungen werden.
Ich habe einige Modellier- und Trocknungsdurchgänge gebraucht bis ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden war! Es gab immer noch wieder etwas zu verbessern…
Am unteren Rand der Schnecke (dort, wo sie über den Boden gleitet), habe ich rundherum noch den typischen flachen Rand modelliert.
So, und wenn nun alles richtig gut durchgetrocknet ist, geht es ans Anmalen! Als Grundierung empfehle ich weiße Wandfarbe oder Gesso – diese Farben sind cremig und füllen noch Unebenheiten oder Risse aus. 1-2 Durchgänge schaffen eine gute Grundlage für die Farbe, die nachher noch draufkommt.
Und nun musst du ein letztes Mal Fotos von der Weinbergschnecke ganz genau unter die Lupe nehmen. Diesmal lautet die Frage: Welche Farbe hat der weiche Körper der Schnecke? Und wie ist das Haus gefärbt? Dabei kannst du dir jedoch auch eine gewisse künstlerische Freiheit nehmen, denn auch in der Natur können die Schnecken recht unterschiedliche Färbungen aufweisen.
Ich habe für den Schneckenkörper einen Ockerton und etwas Weiß ziemlich stark mit Wasser verdünnt und sehr nass aufgetragen. So fließt immer etwas Farbe in die Rillen des getrockneten Teiges und trocknet dort etwas dunkler an. Ich finde, das ähnelt ein wenig dem typischen Muster auf dem Körper von echten Schnecken!
Die Farbe auf dem Haus habe ich nicht so stark mit Wasser verdünnt. Ich habe viel Weiß, wenig Schwarz, etwas Braun und Ocker einzeln auf einen Marmeladendeckel gegeben und dann mit dem Pinsel verschiedene Mischungen dieser Farbe streifenförmig entlang der Rillen aufgetragen.
Meine Schnecke steht regengeschützt auf der Veranda unseres Hauses, deshalb habe ich sie bisher nicht lackiert – ich plane aber, sie noch mit Bootslack anzustreichen, um sie wetterbeständig zu machen. Dafür habe ich von unten schon die Ritzen zwischen Teig und Holz mit Gips verspachtelt.
Sehr friedlich und bescheiden sitzt unsere Weinbergschnecke jetzt da. Ich dachte, sie würde vielleicht den Heerscharen von Nacktschnecken in unserem Garten ein bisschen Respekt einflößen. Aber das scheint leider nicht der Fall zu sein… 🙂