(enthält Werbung) Heute möchte ich dir eine weitere deckende Farbe auf der Basis natürlicher und ungiftiger Rohstoffe vorstellen: die Milchkaseinfarbe. Zunächst werden wir uns die Zusammensetzung und die Eigenschaften dieser genialen Farbe anschauen. Weiter unten findest du dann eine Anleitung, wie man alten Stühlen mit Milkpaint ein neues Outfit verpassen kann.
Warum ich nicht einfach ganz normale Farben nehme, die es überall zu kaufen gibt? Die meisten handelsüblichen deckenden Farben enthalten Konservierungsstoffe, Lösungsmittel, Acryl oder ähnliche giftige oder umweltschädliche Substanzen. Wenn ich z.B. meine Pinsel mit Acrylfarbe ausspüle, schwemme ich Mikroplastik in die Umwelt, welches nie wieder herausgefiltert werden kann…Deshalb bin ich schon länger auf der Suche nach Alternativen. Mit Eitemperafarbe habe ich bereits experimentiert und war positiv überrascht – schau gerne mal in meinen Artikel dazu hinein (hier).
Die Idee mit Milchkasein zu malen ist uralt – man hat bereits in Höhlenmalereien Spuren von Quark gefunden. Heute wird vermehrt wieder gern bei dem Bau von Holzmöbeln oder in der Restauration mit Milchkaseinfarbe gearbeitet. Es gibt sie als Pulver zu kaufen, das nur noch mit Wasser angerührt werden muss. Das ist aus mehreren Gründen sehr praktisch und sinnvoll – ich komme später noch darauf zurück. Aber trotzdem möchte ich dir zunächst zeigen, aus welchen Grundsubstanzen man die Farbe selbst herstellen kann:
Zutaten:
- Magerquark (es ist wichtig, dass wenig Fett enthalten ist)
- Sumpfkalk*
- Pigmente
- evtl. Wasser
*Sumpfkalk ist sogenannter „gelöschter Kalk“ (auch Löschkalk oder Weißkalk genannt), der über längere Zeit in Wasser „eingesumpft“ gelagert worden ist. Dadurch setzen sich Verunreinigungen ab und der Kalk ist feiner. Man kann ihn im Mal- oder Handwerksbedarf als Pulver kaufen. Du kannst auch Löschkalk verwenden – das Ergebnis ist jedoch ein wenig grober.
Und so geht es:
Mische in einem Gefäß 5 Löffel Quark gründlich mit 1 Löffel Kalk. Dadurch entsteht ein schwacher Leim, der gut in der Lage ist, Pigmente zu binden und auf einer Oberfläche zu fixieren. Dieser Leim ist durchsichtig bis leicht weißlich (Streichergebnis: Bild unten links). Nun wird ein Pigment zugefügt und eingerührt. Eine fast deckende Farbe entsteht (Streichergebnis: Bild unten Mitte). Wenn man ein wenig Wasser zugibt, bekommt man eine Lasur (Bild unten rechts).
Bei dieser selbstgemachten Farbe auf Basis von Quark und Kalk ist die Ungiftigkeit/Natürlichkeit davon abhängig, welche Pigmente du verwendest. Häufig kann man im Künstlerbedarf Pigmente kaufen, deren Ursprung nicht genau nachzuvollziehen ist. Manche Farbpulver sind durchaus bedenklich – beispielsweise Titandioxid, das gern verwendet wird, um ein strahlendes Weiß herzustellen, ist in letzter Zeit in Verruf geraten, da es als krebserregend gilt! Ähnliches gilt auch für eine Reihe anderer Pigmente. Diese ganzen komplizierten Fragen lassen sich umgehen, wenn man fertige Milchkaseinfarbe in Pulverform kauft. Alles darüber findest du hier:
Praktisch: Milchkaseinfarbe in Pulverform
Milchkaseinfarbe in Pulverform bietet gleich mehrere Vorteile: Das Pulver wird einfach nur 1:1 mit Wasser angerührt, wodurch sich der Aufwand die Farbe herzustellen deutlich reduziert. Außerdem ist – zumindest bei dem Produkt, was ich hier vorstelle – sichergestellt, dass keine giftigen Pigmente enthalten sind. Die Farbigkeit wird allein durch Pflanzen- und Gesteinsmehle erreicht. Du hast also eine völlig natürliche, ungiftige, umweltfreundliche Farbe! Das finde ich grandios!
Schon länger hatte ich ein Auge auf die „Old Fashioned Milkpaint“ geworfen, die von der Firma Dictum angeboten wird. Ich fragte dort an, ob ich für einen informativen Blogartikel zum Thema Milchkaseinfarben einige Produkte zur Verfügung gestellt bekäme und wurde nicht enttäuscht. An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an Dictum! Die Farbpalette, die dort angeboten wird, ist wunderschön (hier die Bezugsquelle). Ich entschied mich für die drei Grundfarben und Weiß, weil ich mir damit sehr viele Töne mischen kann. Für meinem Blogbeitrag „Skandianvischer Winter aus Pappmaché“ habe ich erste Erfahrungen mit der Farbe gesammelt und war wirklich angetan!
Mit Old Fashioned Milkpaint arbeiten
Anrühren
Gib einen Teil Wasser in ein Gefäß und füge die gleiche Menge Pulver dazu (ich arbeite bei kleinen Mengen immer mit halben oder gestrichenen Teelöffeln, bei größeren Mengen kann man eine Tasse, ein Litermaß oder ähnliches verwenden). Verrühre das Ganze sehr sorgfältig bis es nicht mehr klumpt und lasse die Farbe ca. 10 Minuten ruhen. Dann kann man sie verstreichen. Die Konsistenz und Deckkraft der Farbe kann durch Zufügen von mehr Wasser oder Zugabe von mehr Pulver variiert werden.
Offenporige und versiegelte Oberflächen
Wenn du einen offenporigen Untergrund (z.B. unbehandeltes Holz oder Pappmaché) bearbeitest, wird die Farbe sich sehr haltbar und fest mit dem Untergrund verbinden. Falls du jedoch bereits behandelte lackierte oder gewachste Oberflächen streichst, solltest du sogenanntes „Extra-Bond“ nach Herstellerangaben unter die Farbe mischen, um die Haftung zu verbessern. Wenn du das nicht tust, wird die Farbe eventuell rissig werden oder sogar abblättern. Diesen Effekt kannst du dir jedoch natürlich auch absichtlich zunutze machen, wenn du ein Möbelstück im Shabby-Look haben willst (s.unten)!
Besonderheiten der Oldfashioned Milkpaint
- trocknet matt
- trocknet schnell (ca. 10 Minuten) – mit Extra-Bond etwas länger
- Deckkraft lässt sich durch Zugabe von Wasser oder Pulver variieren – man kann die Farbe auch als Lasur verwenden
- angerührt nur 1Tag haltbar (immer bedarfsgerecht anrühren)
- muss zwischendurch immer wieder aufgerührt werden
- ungiftig: keine Konservierungsstoffe, keine Lösungsmittel, keine giftigen Chemikalien enthalten
- verbindet sich -gerade mit offenporigen Oberflächen- sehr fest und ist dadurch ein besonders langlebiger Anstrich
- Farben untereinander mischbar
- riecht kaum – und nicht unangenehm
- Entsorgung über den Kompost oder Hausmüll
Mein Projekt mit Milkpaint: Stühle renovieren
Diese beiden alten Stühle, die jahrelang auf unserem Dachboden ihr Dasein fristeten, wollte ich erneuern.
Zunächst kümmerte ich mich um die Sitzfläche. Bei meinen Stühlen war ein Holzrahmen mit Sprungfederung einfach passgenau in die Stühle hineingesetzt. Ich brauchte die Sitzfläche also nur herauszunehmen. Ich entschied mich dafür, einen neuen Stoff über den alten Stoff drüber zu ziehen – zu groß war meine Sorge, dass beim Entfernen der Polsternägel größerer Schaden angerichtet würde. Den ausgewählten Stoff tackerte ich am Holzrahmen stramm fest. Das geht am Besten zu zweit.
Die Stuhlgestelle reinigte ich erst einmal gründlich mit einem feuchten Tuch (Wasser und Neutralseife). Dann wurden sie von allen Seiten geschliffen. Ich verwendete ein 120er Schleifpapier. Ich habe das Schleifen sehr gründlich gemacht – im Nachhinein glaube ich, ich hätte mir das sogar sparen können, weil ich „Extra-Bond“ (s.o.) in die Farbe gegeben habe – und das hält sogar auf lackierten Flächen. Ohne Extra-Bond und ohne Schleifen wäre der Anstrich wahrscheinlich rissig und „shabby“ geworden – auch schön! Wollte ich aber jetzt nicht.
Jetzt wurde die Farbe angerührt. Ich fand es nicht so einfach, die richtige Menge vorzubereiten und entschied mich für 1/4l Wasser und ein Viertel Litermaß voller weißes Farbpulver. Zusammengerührt ergab das ca. 350ml Farbe. Ich gab danach noch 1/8 l Extra-Bond dazu.
Zum Streichen habe ich einen breiten Pinsel verwendet. Der weiße Anstrich war nicht ganz deckend, so dass ich mich entschied, am nächsten Tag noch einmal mit frisch angerührter weißer Farbe (ohne Bond) nachzustreichen.
Der zweite Stuhl sollte eine sanfte Pastellfarbe bekommen. Ich verwendetet den Rest weiße Farbe und gab etwas blaues Farbpulver und ein wenig Gelb dazu bis ich ein ganz zartes Pastellgrün erreichte. Dieser Farbton war deckender und ich brauchte am nächsten Tag nichts nachzuarbeiten. Das war auch gut, denn es wäre vermutlich schwierig geworden, genau den gleichen Ton zu mischen!
Es gibt auch noch eine Versiegelung für Milkpaint – falls man die Haltbarkeit noch erhöhen möchte. Ich habe jedoch darauf verzichtet.
Ich wünschte mir sehr, dass immer mehr und überall, wo es möglich ist, diese ungiftigen, natürlichen Farben verwendet werden! Auch für kleinere Bastelprojekte eignen sie sich gut und der Vorbereitungs-Aufwand ist überschaubar! Die Kosten sind gar nicht so hoch, wie es auf den ersten Blick scheint, denn mit einer Tüte Farbe kommt man lange hin, wenn man keine großen Objekte damit streicht.
Herzliche Grüße,
Dorothea